Lebenswege und innere Reise - Was uns verbindet

Heimat finden: Warum die Suche oft zu uns selbst führt

Viele Jahre in meinem Leben habe ich mich heimatlos gefühlt.

Dazu muss ich sagen, dass ich in meinem Leben bereits 14 Male umgezogen bin.

Immer wieder musste ich mich auf einen neuen Ort einlassen. Die neue Umgebung. Habe versucht mir eine neue Heimat aufzubauen.

Ich wollte immer das mein neues Zuhause Heimat wird.

Warum ist meine Geburtsheimat nicht einfach meine Heimat?

Das hat tatsächlich mehrere Gründe…

Ich bin 1986 in das wunderschöne, jedoch insbesondere äußerlich kontrovers diskutierte – Wanne-Eickel – im rustikalen Ruhrgebiet geboren.

Rhein-Herne-Kanal Wanne-Eickel Quelle: Pixabay

Ich liebe meine Erinnerungen an das Ruhrgebiet – an mein „Wanne“.

Es hat mich und mein Handeln, meine Vorlieben, mein Schönheitsempfinden und nicht zuletzt meine „sowat von offene“, direkte Art maßgeblich geprägt. Ich habe es lange Jahre sehr romantisiert, kultiviert und idealisiert (mache ich sogar heute noch ein Stück weit).

Die Sache ist: Das Wanne-Eickel, in das ich hineingeboren wurde damals, das gibt es so gar nicht mehr. Ich fühlte mich damals in einer Großstadt mit unglaublich toller Infrastruktur, wahnsinns Anbindung an umliegende Großstädte mit einem schier unendlichen Angebot an Kultur- und Konsumangeboten wie im Paradies.

Heute findet man dort neben leerstehenden Wohnungen und Häusern, ausgestorbene Fußgängerzonen mit weiteren Leerständen, oder Wettbüros – Laden an Laden.

Kälte und soziale Abgehängtheit spürt man in den Straßen und in den bedrückten Gesichtern der Menschen dort.

Ist echt so. Sehr traurig dort mittlerweile.

Ich hatte Wanne auch deshalb idealisiert, da ich damals als 13jährige von meinen Eltern ins Münsterland verschleppt wurde. Sie hatten sich da ein Haus gekauft und ich musste natürlich mit.

Meine liebe Oma und meinen Opa ließen wir in Wanne in unserem Haus zurück.

Das war schlimm. Aber immer wenn wir Sie in dem Haus besuchten – und auch später noch als meine Großeltern verstorben waren und meine Eltern unser altes Haus zurückkehrten – kam mir in den Straßen als man nach Wanne rein fuhr immer dieses warme, verzaubernde Heimatgefühl.

Mit meinen Eltern habe ich den Kontakt abgebrochen (warum genau, lest ihr in einem weiteren Blogartikel).

Also: Heimatgefühl doppelt getrübt für mich. Denn da, wo meine Heimat war – Da wohnt jetzt Kälte. Diese Heimat ist so nicht mehr da.

STEAG Heizkraftwerk Herne Quelle: unsplash.com


Der Versuch mir ein Lebensgefühl von Heimat im neuen Zuhause aufzubauen

Ich habe von all meinen bisherigen Wohn-Stationen Freunde behalten. Diese möchte ich nicht missen und ich liebe sie alle. Sie wohnen überall verstreut und ich sehe die Meisten im Durchschnitt 3-4 Mal im Jahr.

Was ich für mein Heimatgefühl aber immer haben wollte und natürlich immer noch möchte, ist ein großes soziales Umfeld vor Ort. Ich möchte die Freundin, die abends nach der Arbeit zu Fuß noch kurz rüber kommt und wir beide gucken zusammen This is us. Die Freundin soll zum Inventar gehören.

Genauso wie die Mädels-Truppe, mit der ich alle 4 Wochen nach Köln oder Düsseldorf in die City fahre zum feiern. Wir wären unzertrennlich. So wie auch all die anderen Freunde und Bekannten die immer wieder selbstverständlich klingeln,

Kleiner Spoiler: Von 14 Malen habe ich das 14 Mal eher nicht erreicht…

Ich denke, solche Verbindungen kann man leichter kultivieren, wenn man schon da aufgewachsen ist, wo man jetzt wohnt. Da kommen die Schulfreunde und alten Turnvereinskumpanen vielleicht öfter mal rum. Sowas gelingt mir leider nicht mehr vor Ort.

Ich finde es als Erwachsene mit 2 Kindern auch echt schwer neue Freundeskreise zu entwickeln, oder zu erschließen. Und das, obwohl ich echt nett sein kann.

Friends Quelle: Pixabay

Ich habe immer versucht meine Wohnung so einzurichten, dass sie mich ausdrückt und wieder spiegelt. Alles sollte Zuhause werden. Ich liebe es meine Umgebung zu erkunden. Die Natur in der näheren Umgebung zu entdecken, die umliegenden größeren Städte zu explorieren und dann sagen zu können: Hey, dass ist alles hier bei mir um die Ecke – das gehört zu meiner „Hood“ – wie schön.

Leider wurde ich das Gefühl von Heimatlosigkeit jedoch zunächst nie los.

Ich fing an mir die Frage zu stellen:

Muss Heimat überhaupt eine geografische Grenze haben?

Dabei dachte ich in erster Linie tatsächlich an all die wirklich und wahrhaftig Heimatlosen.

All die Geflüchteten, oder Obdachlosen, die Ihre Heimat für immer verlassen mussten.
Von deren Heimat manchmal nicht mehr als eine Erinnerung geblieben ist.

Neben der Tatsache, dass dies unvorstellbar schrecklich sein muss. Muss dies für Sie heißen, dass sie ausnahmslos und zwangsläufig ihr Leben lang mit einer Art Entwurzelungswunde leben müssen?

Oder kann etwas neues für sie Heimat werden?

Ich denke schon, denn Heimat ist mehr als nur ein Ort.

Aber es funktioniert nicht durch die Umstände im Außen.

Der Schlüssel ist die Innere Heimat. Das Erschaffen eines inneren Heimatgefühls.

Weder findest du sie durch die Umstände, die du im Außen beeinflusst, noch durch solche, die dir dort passieren.

Heimat heißt in erster Linie Ankommen bei sich selbst.

Das habe ich nach all den Jahren auf die Harte Tour wirklich gelernt..

Wie finde ich Heimat in mir selbst?

Heimat? Das ist für mich dieses warme soziale, nahe Umfeld, mit dem ich so viele wunderbare Abenteuer erleben kann.

Heimat bin ich mir daher seitdem selbst. Und zwar, indem ich selbst wunderbare Abenteuer unternehme. Vom Micro-Abenteuer bis zur großen Wanderung durch die märchenhafte Landschaft in der Umgebung.

Geborgenheit erschaffen

Ich koche mir oder meiner kleinen Familie tolles, besonderes Essen.

Ich gebe mir ganz viel Selbstliebe. Die Selbstliebe von wohlwollenden Freunden, die warme Liebe meiner Oma wenn es mir schlecht ging, oder einfach so abends auf der Couch – Oma-Time – eben- das gebe ich mir selbst. Mit Tee, Wärmedecke und Kuschelkissen.

Die Liebe liebender Eltern, die immer für einen da sind, die gebe ich mir selbst. Ich spreche gut zu mir, ich tröste mich, ich tue mir Gutes so oft ich kann.

Quelle: Pixabay

Die Bestätigung und die Wertschätzung einer großen tollen Freundestraube in meinem Wohnzimmer – gebe ich mir selbst.

Ich habe begonnen meine Handlungen, Ziele und Träume bedingungslos nach meinem Wertekompass und meinem Herzen auszurichten. Dadurch ist es mir möglich mich selbst auch wirklich wertzuschätzen. Denn ich bleibe mir stets treu. Das klingt vielleicht etwas abgedroschen. Aber durch dieses ehrliche Commitment an mich selbst, funktioniert es tatsächlich. So schaffe ich es bei mir selbst anzukommen.

Auch habe ich meinen Weg zu einem Gefühl von Zugehörigkeit gefunden:

  1. bin ich mir meine eigene allerbeste Freundin geworden. Da ich mein ganzes Leben mit mir verbringen werde, habe ich vor mir/uns das Leben so awesome wie möglich zu gestalten.
  1. Es gibt soviele andere Menschen da draußen, mit denen ich mich verbunden fühlen kann.

Alle Frauen, alle Mamas, alle Kämpfer*innen für die gerechte Sache. und nicht zuletzt mit

meiner kleinen Familie hier vor Ort (Schatz & 2 Kinder).

Ein wunderschöner Gedanke ist, wie ich finde: Wir haben mit allen Menschen eine Sache gemeinsam:

Sie alle Streben nach Glück. Wollen alle Glücklich sein. Schau sie dir morgen mal an, wenn du durch die Straßen gehst. Wir wollen doch eigentlich am Ende alle das Gleiche.

Das haben wir alle gemeinsam. Das verbindet uns alle.

Was bedeutet Heimat für dich? Schreib es in die Kommentare!

One comment on “Heimat finden: Warum die Suche oft zu uns selbst führt

  1. „Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl“ und „Du wirst außen nichts finden, was Dir innen fehlt“ – zwei Sprüche, wie sie auf unseren Power-Frau-Tee-Zettelchen stehen könnten (oder dann vielleicht auf Englisch ;-)) – aber sie passen und seit ich „groß“ bin und die Essenz solcher Sprüche verstanden habe, liebe ich sie! Und ich liebe Dich! Denn auch wenn ich leider nicht zu Deiner Hood gehöre und nicht die Freundin bin, die nach Feierabend mal kurz rüber kommt und zum Inventar gehört, so fühle ich mich tief und auf vielen Ebenen mit Dir verbunden und fühle mich verstanden und in Deinem Heim immer sehr wohl und angenommen! Und das bedeutet mir mehr, als Du vielleicht weißt! Toller Blog, tolle, ehrliche Worte, die nicht nur die Leser erreichen, sondern hoffentlich auch Dir etwas Ordnung und Heilung gebracht haben. Ich bin stolz auf Dich und dankbar für Dich und glaube an Dich! Wahnsinn, wie weit Du es schon geschafft hast Kämpferin ♡

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